Wochenmarkt24 – Regionales direkt vom Erzeuger bestellt und geliefert

Die Idee hinter Wochenmarkt24 ist so einfach wie genial. Regionale Erzeuger*innen schließen sich zu einer Genossenschaft zusammen und beliefern die Menschen zentral mit allem, was sie brauchen: Milch, Brot, Brötchen, Fleisch, Käse, Kaffee, selbstgemachte Marmeladen und vielem mehr. Foto: Wochenmarkt24
25. Mai 2020
Zoom

Wochenmarkt24: Da geht die Post ab!

(Bielefeld, 25.5.2020) Premiere für den Marketing Club OWL Bielefeld: Da durch die Corona-Maßnahmen die regelmäßigen Club-Treffen in das zweite Halbjahr verschoben werden mussten, hat sich der Vorstand dazu entschlossen, sich nun per Zoom zu vernetzen. Anhand der Hintergrundbilder ließ sich ablesen, dass die Mitglieder und Gäste der virtuellen Veranstaltung in den vergangenen Wochen schon reichlich Erfahrung mit Videokonferenzen sammeln konnten. „Beruflich und privat gab es in der vergangenen Zeit viel zu organisieren“, begrüßte MC-Präsident Alf Meyer zur Heyde die zugeschalteten Mitglieder und Gäste. Nun sei der Kopf etwas freier für Neues und auch mal Zeit für schöne Themen.

Und für das erste virtuelle Treffen hat der Marketing Club OWL Bielefeld mit Wochenmarkt24 ein gutes Beispiel für die positiven Nachrichten, die es auch in Zeiten von Corona gibt, auf die Agenda gebracht. Eine Bielefelder Idee, die sprichwörtlich in aller Munde ist. Denn Wochenmarkt24 ist der digitale Hofladen der regionalen Erzeuger für die Kundschaft in Bielefeld und Umgebung. Heute bis 18 Uhr online bestellt, werden die liebevoll verpackten Waren über Nacht an den Wunschstandort der Kunden geliefert. Man mag schon ahnen, dass dahinter eine smarte Logistik steckt. Darüber berichteten bereits auch bundesweite Medien, wie das Handelsblatt und die Wirtschaftswoche. Denn nun expandiert die Genossenschaft und wird ihr Konzept als Blaupause künftig auch in Frankfurt, Köln & Düsseldorf und Münster umsetzen. „Für uns wirkte die Corona-Krise wie ein Katalysator“, berichtet Eike-Claudius Kramer, hauptamtlicher Vorstand von Wochenmarkt24. „Mit 500 Haushalten, die wir pro Nacht beliefern, befinden wir uns am Leistungslimit.“

Rasante Entwicklung

Die Idee zu Wochenmarkt24 entstand vor zwei Jahren. In einer Zeit, als die Kundenfrequenz in den Hofläden und die Unterhaltungskosten für die Erzeuger entsprechend hoch waren. Problematisch war, dass einzelne Höfe nur ein begrenztes Sortiment anbieten konnten und nicht die wirtschaftlich rentable Reichweite erzielen konnten. Gemeinsam mit Robert Tönnies, der heute seine Managementexpertise im Aufsichtsrat von Wochenmarkt24 zur Verfügung stellt, machte sich der Agrarökonom Eike-Claudius Kramer Gedanken, wie man das Problem lösen könnte. Mit berücksichtigt wurden Überlegungen zum digitalen Wandel und die beobachtbaren Wachstumsraten im Online-Handel allgemein. Der Lebensmittel-Online-Handel steckt hingegen noch in den Kinderschuhen und macht in der Region derzeit nur einen Marktanteil von 0,1 % aus.
Wochenmarkt24 verkürzt die Wertschöpfungskette auf nur zwei Akteure – Erzeuger und Kunde. Wie der Milchmann vor 40 Jahren. „Wir fungieren als Postbote für die regionalen Erzeuger und stellen die Plattform zur Verfügung“, skizziert Eike-Claudius Kramer die grundsätzlichen Überlegungen. Die Erzeuger bestimmen Mengen und Preise, diese werden in Echtzeit im Online-Shop hinterlegt. Das Sortiment umfasst mittlerweile etwa 2.500 Produkte: Fleisch, Obst, Gemüse, Backwaren, Milchprodukte, hausgemachte Marmeladen, Feinkost, sogar Fisch und noch vieles mehr. Auch Bananen, Papayas und Co. finden sich im Sortiment. „Schon im November 2018 bekamen wir von Kunden die Rückmeldung, dass sie eigentlich von unserer Idee begeistert sind, es aber schade finden, dass sie nun für eine Banane doch noch in den Supermarkt fahren müssen“, erklärt der hauptamtliche Vorstand. „Wir haben mit unseren Genossenschaftsmitgliedern diskutiert und beschlossen, Obst und Gemüse dazuzukaufen.“

Smarte Logistik

Gestartet mit 11 sind mittlerweile 25 Erzeuger im Boot – jeweils mit einem „Leuchtturm-Produkt“, wie Eike-Claudius Kramer es nennt. Das kann die Haltung eigener Tiere, Besonderheiten beim Anbau oder Selbstgemachtes sein. Die Gesellschaftsform der Genossenschaft lag bei dieser Konzeption nahe. Die meisten Erzeuger sind Genossenschaftsmitglieder, die eine Einlage gezahlt haben. 9.500 Kunden hat Wochenmarkt24 mittlerweile. Geliefert wird an sechs Tagen in der Woche im Kreis Bielefeld. Kunden in Halle oder Schloß Holte werden jeweils einmal in der Woche beliefert. Alles andere wäre nicht kosteneffizient. Hinter dem digitalen Hofladen steckt eine smarte Logistik. Die Bestellungen der Kunden werden in Echtzeit auf die Tablets der Erzeuger gespielt. Die können frei entscheiden, wann sie ihre Ware kommissionieren, sie muss lediglich zum vereinbarten Zeitpunkt bereitstehen, wenn die Wochenmarkt24-Transporter die mit einem QR-Code versehenen Produkte abholen und zum Umschlagplatz nach Quelle bringen. Parallel dazu zieht sich der Disponent sofort nach Bestellstopp um 18 Uhr die Daten aus dem Online-Shop, um einen ausgeklügelten hocheffizienten Tourenplan zu erstellen, der direkt auf den Driver Terminal der Kühlfahrzeuge geladen wird. „Jedes mit dem QR-Code versehene Produkt enthält zwei Infos, die per Handscanner ausgelesen werden können: Welcher Tor bin ich zugeordnet und welcher Stopp auf der Route bin ich“, erklärt der Agrarökonom. Und genau in dieser Reihenfolge werden die Fahrzeuge zur Auslieferung beladen.

Der Bauer als Influencer

Um die Kühlkette wahren zu können, werden die Lebensmittel in Frischeboxen verpackt, die der Kunde erwerben kann. Die Kühlakkus werden von den Mitarbeitenden von Wochenmarkt24 ausgetauscht. „Die Frische und Vielfalt sind europaweit einmalig“, sagt Eike-Claudius Kramer.
Im Anschluss an den spannenden Vortrag hatten die Mitglieder und Gäste natürlich noch viele Fragen. Wie Wochenmarkt24 zum Beispiel die Themen Produktpräsentation, Personal und Marketing angeht. „Die Produkte im Online-Shop werden in einem professionellen Fotostudio in Bielefeld erstellt“, berichtet der Vorstand. „Die Fotos müssen einfach gut sein, denn Gerüche und Aromen kann ich digital nicht abbilden.“ Wichtigstes Marketing-Tool ist übrigens das zwei Mal im Jahr erscheinende aufwendig gestaltete Magazin, das bei jedem Erzeuger ausliegt. Dadurch wird der Bauer zum Influencer. Denn ganz analog sagt er seinen Kunden: Uns gibt’s auch online.

 

Text: Eike Birck

Foto: Wochenmarkt24

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