Open Innovation City Bielefeld – Die Zukunft der Stadt gemeinsam gestalten

Foto: Hirschmeier Media
13. April 2021
Digital aus dem Studio HIRSCHMEIER MEDIA

Leineweber 4.0 werden

(Bielefeld, 13. April 2021) Das Interesse war groß. Bei der hochkarätigen Veranstaltung des Marketing Clubs OWL Bielefeld ging es um nichts Geringeres als um die Gestaltung der Zukunft der Stadt. Prof. Dr. Ingo Ballschmieter und Henning Duderstadt von Open Innovation City Bielefeld stellten in den Räumlichkeiten von Hirschmeier Media das Projekt vor. Die zahlreichen Mitglieder und Gäste des Marketing Clubs waren per Zoom zugeschaltet. Moderiert wurde das Event von Timo Fratz, Chefredakteur bei Radio Bielefeld.

Bielefeld ist die erste Open Innovation City Deutschlands. Das Pilotprojekt wird mit 5,4 Millionen Euro vom NRW-Wirtschaftsministerium gefördert. Partner sind die Fachhochschule des Mittelstands (FHM), die die wissenschaftliche Leitung innehat, die Founders Foundation, der Pioneers Club und OWL Maschinenbau.

Open Innovation City ist eine völlig neuartige Initiative. Alle Bereiche einer Stadt gestalten gemeinsam ihre Zukunft: Politik und Verwaltung, Wirtschaft und Start-ups, Bildung und Forschung, Kunst und Kultur sowie das bürgerschaftliche Engagement – offen, transparent und gemeinsam. Open Innovation City geht davon aus, dass Innovationen nicht nur in der Wirtschaft entstehen können, sondern überall und durch alle Bereiche einer Gesellschaft. Wenn innovative Ideen und motivierte Akteure zusammenkommen, können in einer Stadt Dinge bewegt werden, die sonst niemals passieren würden. Bielefeld will als erste Open Innovation City Vorreiterin sein. Mit dem Fokus auf Innovation soll eine horizontale Vernetzung gelingen.

Aber warum wurde gerade Bielefeld Pilotstadt der offenen Innovation? „Bielefeld hat ein gutes Wirtschaftssystem, einen starken Mittelstand und 30 Unternehmen, die jeweils rund eine Milliarde Euro Umsatz generieren. Zudem ist mit Bethel der größte Sozialarbeitgeber Europas in der Stadt angesiedelt“, erklärt Henning Duderstadt, Head of Innovation Office. Außerdem verwies er auf die Tradition Bielefelds als Leineweber-Stadt, die bereits von der Ersten Industriellen Revolution stark profitiert habe. Innovator:innen mit guten Ideen kämen aus allen unterschiedlichen Bereichen, sie könnten die Leineweber 4.0 werden.

 

Stadtgesellschaft einbinden

 

Mit unterschiedlichsten Formaten, wie u. a. Round Tables, Meet-ups, Speaker Series oder dem Innovation Gym bringt Open Innovation City Experten aus der Wissenschaft, Unternehmen und Bürger:innen zusammen. „Sehr empfehlenswert ist unser Vordenker-Podcast“, sagt Prof. Dr. Ingo Ballschmieter, wissenschaftlicher Leiter bei OIC. „Hier spricht Kevin Pamann alle zwei Wochen mit Vordenker:innen, die sich mit Innovationskultur, Fortschritt und Zukunft auseinandersetzen. Dabei werden unterschiedliche zukunftsrelevante Trends diskutiert und von national renommierten Expert:innen und Vordenker:innen beleuchtet.“

Als ein gutes Beispiel, wie der Open-Innovation-Ansatz eine Stadt nach vorne bringen kann, nennen die beiden Verantwortlichen den BIECITY Hackathon, der im Juli vergangenen Jahres stattgefunden hat. Dabei seien zahlreiche praxisrelevante Ideen für die unterschiedlichen Bereiche (Gastro, Handel, Kultur etc.) zum Umgang mit der Corona-Pandemie entstanden.

Ein weiteres Leuchtturm-Projekt mit großer Strahlkraft über die Region hinaus war der interdisziplinäre LoRaWAN Round Table mit Vertretern aus Wirtschaft, Wissenschaft und Verwaltung, der im September stattfand. 350 Zuschauer verfolgten die Veranstaltung im Livestream. Die LoRaWAN-Technologie wird häufig im Kontext der Diskussion um vernetzte Städte, sogenannte Smart Cities, genannt. Sie stellt eine Alternative zum 5G-Netz dar, verbraucht weniger Energie und die Anwender behalten die Kontrolle über ihre Daten.

Apropos Smart Cities – Open Innovation City unterhält auch internationale Partnerschaften, z. B. mit der finnischen Stadt Tampere, die eine ähnliche Größe wie Bielefeld aufweist und als Vorzeigestadt in puncto Smart Cities gilt. Außerdem besteht eine Partnerschaft mit Tel Aviv – mit 7.500 Start-ups einer der größten Gründer-Hotspots weltweit. „Hier schaffen wir Verbindungen zwischen unserem starken Mittelstand in Bielefeld zu der innovativen Start-up-Szene in Israel“, berichtet Henning Duderstadt.

Verbindungen werden auch vor Ort geschaffen – mit dem Innovation Gym. „Wir helfen Institutionen in einem kostenlosen Fortbildungsformat auf das nächste Level der Innovationsfähigkeit zu kommen“, so Prof. Dr. Ingo Ballschmieter. „Renommierte Innovationsexperten schulen Mitarbeiter:innen von Institutionen in einer langfristig angelegten Workshop-Reihe.“

 

Theorie & Praxis

 

Wie die Erfahrungen mit der Workshop-Reihe waren, davon berichteten Dr. Antje Dräger (Direktorin der Bertelsmann University) und Carolin Griepenstroh (Innovationsmanagerin bei Melitta), die sich zuvor mit einer Idee um die Teilnahme bewerben mussten – und inspiriert vom Gym in ihre Unternehmen zurückkamen. „Wenn man die Trends am Markt betrachtet, stehen alle vor ähnlichen Herausforderungen. Gemeinsam kommt man zu besseren Lösungen. Dabei helfen Vernetzung und der Blick von außen“,  stellt Carolin Griepenstroh fest. Dr. Antje Dräger, die für eine neue, digitale Lernkultur in Unternehmen plädiert, war ebenfalls begeistert von ihren Erfahrungen im Innovation Gym. „Es war sehr schnell ein Vertrauensverhältnis in unserer heterogenen Gruppe vorhanden. Wir haben in dieser kurzen Zeit ein konkretes Produkt, eine App entwickelt. Das zeigt ein hohes Maß an Agilität.“ Nach der Workshop-Reihe bleiben die Teilnehmer:innen über die Alumni-Community, die mit jedem Innovation Gymn wächst, verbunden. „Uns ist bewusst, dass jeder Austausch auch Grenzen der Offenheit hat“, so Prof. Dr. Ingo Ballschmieter. „Das ist auch ganz in Ordnung so. Wenn man Apple ist, kann man es sich leisten, geschlossene Innovation zu machen. Allen anderen empfehlen wir, den Raum bis zur Grenze der Offenheit zu nutzen.“

Open Innovation City gibt es aber nicht „nur“ digital, sondern ganz konkret zum Anfassen – mit einem Büro, das jedem offensteht. Direkt im Herzen der Bielefelder Altstadt mit Blick auf das Leineweber-Denkmal. Wenn das mal kein gutes Omen für künftige Innovator:innen ist.

 

 

Text: Eike Birck

Foto: Hirschmeier Media GmbH

Bildergalerie
Mitglieder-Login

Geben Sie Ihren Benutzernamen und Ihr Passwort ein, um sich an der Website anzumelden