(Bielefeld, 11. März 2024) „Wir sind im Mai 2023 in unsere neuen Räumlichkeiten gezogen und erst dann haben wir gemerkt, was wir vorher alles verpasst haben“, lacht Hendrik Koch, Partner und Standortleiter von KPMG Bielefeld, mit Blick auf das Gebäude und vor allem das Interieur Am Lenkwerk 1. „Eine Veranstaltung wie diese heute Abend wäre vorher in dieser Form nicht möglich gewesen.“ Und das Interesse der Mitglieder und Gäste des Marketing Clubs Ostwestfalen-Lippe an der Gestaltung des Corporate Office 2.0 war groß. Darüber freute sich auch MC-Präsidentin Sabine Schoner bei der Begrüßung. „Hier bei KPMG wird Arbeiten neu gedacht“, stellt sie das Thema des Abends vor.
Denn schon längst ist klar, dass Mitarbeitenden, die eine gute Leistung erbringen sollen, optimale Arbeitsbedingen brauchen und diese auch einfordern. Der viel zitierte Obstkorb oder das Dienstfahrrad sind Schnee von gestern. Durch die Corona-Pandemie war vielerorts plötzlich Homeoffice angesagt – eine Möglichkeit des Arbeitens, die viele Mitarbeitende beibehalten wollen. Der Work-Happiness-Report 2023 hat gezeigt, dass die Menschen am glücklichsten sind, wenn sie an 3 Tagen im Homeoffice sind und 2 Tage im Office arbeiten. „Bei uns sind die Mitarbeitenden an 3 Tagen im Büro oder beim Mandaten und an 2 Tagen im Büro. Unser Anspruch ist es, unseren 340 Mitarbeitenden in Bielefeld ein so attraktives Arbeitsumfeld zu bieten, dass sie uns Büro kommen wollen“, so Hendrik Koch.
Damit das funktioniert hat die KPMG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft mit 27 Standorten und über 14.000 Mitarbeitenden zur Umsetzung des Vorhabens eine Workspace Strategy aufgesetzt. Damit soll zudem die Bindung an und die Identifikation mit dem Unternehmen gestärkt werden. Catrin Krayer, Kommunikationsexpertin mit dem Schwerpunkt New Work, erläuterte anschaulich, wie eine nachhaltige, intelligente und resiliente Flächenkonzeption à la KPMG aussieht und welche Überlegungen dahinter stehen. Die Expertin für Change Kommunikation setzt seit über sieben Jahren das neue Workspace-Konzept bei KPMG gemeinsam mit einem Team aus Architekten, Interior Designern und Facility Managern um. Hierbei fließen die Erkenntnisse aus der Corona-Pandemie ein. „Die Entscheidung, ins Büro zu gehen, wird heute ganz bewusst getroffen“, sagt Catrin Krayer. Etablierte Führungsmodelle sind durch hybrides und/oder remotes Arbeiten obsolet geworden. Eine New Leadership sei dadurch in den Fokus gerückt. Denn auch die Ansprüche an die Flexibilität in der Gestaltung eines Arbeitstags von Seiten der Mitarbeitenden sind gestiegen. Wie sich auch die Anforderungen an die Technologien verändern.
Bunte Vielfalt
Bei der Gestaltung der Büroflächen bestand eine Herausforderung darin, dass bis zu fünf Generationen zusammenarbeiten. Reverse Learning ist hierbei ein wichtiges Stichwort. Der Youngster von der Uni bringt frisches Wissen mit und profitiert vom Erfahrungswissen älterer Kolleg*innen – und umgekehrt. „Der Know-how-Transfer findet im Netzwerk statt“, stellt die Kommunikationsexpertin fest. „Unsere gestalteten Flächen fördern diesen Austausch.“
Die Arbeitswelt sieht bei KPMG tatsächlich anders aus. Es gibt selbstverständlich auch noch Einzelbüros, aber die Zeit der langen Flure, von denen die Räume abgehen, sind passé. Es gibt gemeinschaftliche Arbeitsplätze mit mindestens zwei Monitoren und jede*r Mitarbeitende hat einen Locker für seine persönlichen Sachen. Aktenordner werden etagenweise an einem zentralen Ort gelagert. Denn ganz ohne Papier kommt die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft doch noch nicht aus.
Territoriale Strukturen wurden bei KPMG bewusst durchbrochen. Feste Büros gehören der Vergangenheit an. Der Arbeitsplatz kann eine Woche im Voraus über eine App gebucht werden. Und dauert ein Telefonat mal länger, stehen auf jeder der fünf Etagen Telephon Booths zur Verfügung, um ungestört zu reden bzw. Kolleg*innen nicht zu stören. Besonders beliebt ist der „Green Garden“, Arbeitsplätze umgeben von gesunden Grünpflanzen, im Sommer die Dachterrasse und selbstverständlich die Kaffee-Lounges. Alles komplett mit WLAN ausgestattet. Auch mit besonderen Services steigert die KPMG AG ihre Arbeitgeberattraktivität. Die services@work umfassen u. a. einen Reinigungsservice, die Möglichkeit, sich im Gym fit zu halten und die Versorgung mit gesundem Essen.
„Die Komplexität der Arbeit steigt“, sagt Catrin Krayer. „Design Thinking und Scrum sind inzwischen fester Bestandteil der Arbeitsmethoden und dafür braucht es Fläche.“ Eine weitere Überlegung betrifft die Flexibilität von vorhandenen Flächen – sie nennt es Resilienz bei Veränderung. „Damit müssen Flächen umgehen können.“ Ein ganz wichtiger Aspekt ist „Leading by example“. Das bedeutet, dass die Geschäftsführung mit gutem Beispiel vorangehen muss. „Wenn der Chef nicht mal mit dem Laptop auf dem Sofa sitzt, wird das kein Angestellter tun“, betont die Fachfrau für New Work. Und folgerichtig haben auch die Chefs bei KPMG kein eigenes Büro mehr. Das Konzept ist zwar an den Standorten gleich, aber jede Niederlassung lebt ihre lokale Identität. Um diese kreativ umzusetzen, waren die Mitarbeitenden gefragt, eigene Ideen einzubringen – auch ein Baustein des partizipativ angelegten Change Managements. Denn im Vorfeld hat sich das Workpace-Team ganz genau die Bedürfnisse der Mitarbeitenden angeschaut und 20 Raummodule entwickelt und umgesetzt. Immer unter der Fragestellung: Was braucht Mitarbeiter xy, um einen guten Arbeitstag zu haben?
Bei einem Rundgang konnten die Mitglieder und Gäste des Marketing Clubs das Ergebnis hautnah erleben: Arbeitsplätze als open spaces, Einzelbüros, Quiet Zones, Family Rooms und vieles mehr – alles in einem ansprechenden, farbenfrohen und sehr modernen Ambiente. Definitiv ein Ort zum Wohlfühlen.
Text: Eike Birck
Fotos: Sarah Jonek
Kommentare zu den Veranstaltungen sind den Mitgliedern des Marketing Clubs OWL Bielefeld vorbehalten.