FC Schalke 04 – ein Traditionsverein im internationalen Wettbewerb

(Rheda-Wiedenbrück, 9. November 2015). Er arbeitete für Siemens, Real Madrid und den Fußballweltverband Fifa – und fand den „intensivsten Job von allen“ im Ruhrgebiet: Seit 2011 ist Alexander Jobst Vorstand Marketing beim Fußball-Erstligisten FC Schalke 04. Bei der „Partie“ des Marketing Clubs OWL Bielefeld im benachbarten Rheda-Wiedenbrück referierte der 41-Jährige passenderweise im Unternehmen seines Chefs – und Clemens Tönnies, Aufsichtsratsvorsitzender des S04 und Hausherr der Tönnies Lebensmittel GmbH & Co. KG, versprach völlig zu Recht einen launigen Abend mit „einem Motor des königsblauen Erfolgs“.

Der Spitzenfußball hat sich in den letzten Jahren radikal verändert: Fußballunternehmen mit Weltkonzernen im Rücken sind auf dem Vormarsch. Aus dem deutschen Fußball-Oberhaus behauptet sich einzig der FC Schalke 04 noch als eingetragener Verein regelmäßig und erfolgreich auf dem internationalen Parkett – Seite an Seite mit dem an der Börse notierten Nachbarn Borussia Dortmund, den „Werksclubs“ aus Wolfsburg und Leverkusen sowie dem FC Bayern München, bei dem zuletzt die Allianz AG mit 110 Millionen Euro Teilhaber wurde.

„Das macht uns sehr stolz, ist aber auch eine Riesenherausforderung!“, konstatierte Alexander Jobst. Nicht zuletzt deshalb, weil auch der Fan verstehen muss, was das Bekenntnis zum „e. V.“ in letzter Konsequenz bedeutet: Sich mal wieder einen Weltstar wie Raúl herbeizuwünschen und gleichzeitig die Logenvermarktung zu verdammen – das funktioniert nicht.

Der FC Schalke 04 ist nach Benfica Lissabon, dem FC Barcelona und dem FC Bayern München mit 140.000 Menschen der mitgliederstärkste Verein der Welt. Über 10 Millionen sympathisieren mit dem Revierclub, 150.000 Fans organisieren sich national und international in 1.500 Fanclubs. „Wir müssen dafür sorgen, dass die Fannähe eng bleibt“, mahnt Alexander Jobst. Und auch die vereinstypische Belegschaft – eine bunte Mixtur aus ehemaligen Spielern, deren Verwandten und „dynamischen Studierten“ – will er begeistern und mitnehmen: „Wer das nicht tut, hat nicht nur auf Schalke keine lange Halbwertzeit!“

Der diplomierte Sportökonom führt „die starke Marke Schalke 04“ konsequent, kanalisierte die Vereinswerte „traditionell – erfolgreich – leidenschaftlich“ in einem Versprechen („Wir leben dich“) und schärft an selbigem Außendarstellung und Kommunikation des inzwischen 111-jährigen Traditionsvereins. 2014/15 erwirtschafteten die Knappen mit 215,3 Millionen Euro den zweithöchsten Umsatz der Vereinsgeschichte. Dabei entfiel mit 83,5 Millionen Euro mehr als ein Drittel auf den Bereich Sponsoring/Merchandising, dem neben der medialen Verwertung und den Einnahmen aus dem Spielbetrieb wichtigsten Wachstumstreiber.

Im königsblauen Umfeld der zu 99 Prozent ausgelasteten Veltins-Arena präsentieren sich aktuell 800 Business-Partner, deren Ziele und Vorstellungen „Königsblau“ als unabhängiger Eigenvermarkter individuell bedienen kann. Die starke TV-Positionierung des Vereins – auch im Kontext der Marke „Bundesliga“ – unterstützt Alexander Jobst in seiner Internationalisierungsstrategie mit den Zielmärkten China, USA und Russland. Bausteine wie eine Fußballschule in Peking, die Teilnahme der Profimannschaft am „Florida Cup“ und ein Fan-Shop in vier Sprachen sollen globales Wachstumspotenzial heben. „Als erster Verein in Europa konnten wir zwei chinesische Milliardenkonzerne als Sponsoren gewinnen“, freut sich der gebürtige Hesse und erwähnt, dass S04 auch in der Social-Web-Visibility Champions-League spielt: 24 Kanäle in sechs Sprachen sichern dem Verein und seinen Partnern Präsenz im Alltag von täglich über sieben Millionen Menschen.

Allerdings: In einer Stadt mit über 12 Prozent Arbeitslosenquote bleibt auch die soziale Verantwortung Unternehmensziel. „Jeder siebte Arbeitsplatz in und um Gelsenkirchen ist direkt oder indirekt von Schalke abhängig. Unsere Mitarbeiterzahl hat sich in den letzten zehn Jahren mehr als verdoppelt. Regulär sind es rund 620, an Spieltagen über 1.400.“ Potenzielle neue Kolleginnen und Kollegen können sich über ein Sportmanagement-Studium an der „S04 Sportakademie“ in Kooperation mit der Universität St. Gallen empfehlen. „Diese Option legen wir auch unseren Profis zur Vorbereitung auf die Zeit nach ihrer Fußballkarriere ans Herz.“

Sicher ist: Für Alexander Jobst, der seinen gerne emotionsgetriebenen Arbeitgeber in den vergangenen „04“ Jahren immer besser verstehen gelernt hat, kann der nächste Job noch warten. „Schalke“, sagt er lächelnd, „lässt mich so schnell nicht los!“

www.schalke04.de

Text: Silke Reinhard
Fotos: Sandra Kreutzer